Babette – eine alte Katzedame mit Würde

Nach dem Tod der alten Lady ist ziemlich schnell eine weitere alte Katzendame eingezogen, eine 18 Jahre alte Perserkatze. Leider ist sie schon nach 19 Tagen gestorben. Eigentlich wollte ich ein bisschen Pause mit der Hospizarbeit machen, aber dann kam die Meldung, alte, blinde und herzkranke Katze sitzt schon lange im Tierheim und braucht ein Zuhause. Also gut, wir sind dann hingefahren und haben sie geholt. Seit Anfang Juni ist sie nun bei uns und bereichert unser Leben. Und unsere Nächte….

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Denn Babette ist nicht nur blind, sondern auch fast taub. Und schreit dementsprechend laut. Ich gehe dann mal aufs Klo, schrei schrei schrei. Ich muss mal eben was trinken, schrei schrei schrei. Ich will wieder ins Bett, wie mach ich das nur am besten, schrei schrei schrei. Wo bin ich denn jetzt wieder, stand der Kratzbaum schon immer da und mir im Weg, schrei schrei schrei? Es hat nun eine Weile gedauert, bis ich verstanden habe, was sie will und was sie beschäftigt. Und ob sie vielleicht Angst hat oder Schmerzen. Nun kann ich ihre Äußerungen besser deuten, das ist wichtig, denn sie ist ja auch herzkrank.

Babette wurde vor langer Zeit draußen orientierungslos umherirrend aufgegriffen und ins Tierheim gebracht. Obwohl sie tätowiert ist, hat sich kein Besitzer gemeldet. Anscheinend hat niemand mehr nach ihr gesucht. Sie war sehr lange im Tierheim. Obwohl man sich da gut um sie gekümmert hat, war das natürlich keine gute Situation für sie. Sie war dann einmal vermittelt, kam aber wegen ihrer Schreierei zurück. Sie wurde damals auch in einer Tierklinik vorgestellt, die eine Herzerkrankung diagnostiziert hatte. Als ich sie abgeholt habe, sind wir gleich mit ihr zu Dr. Grappendorf, um sie gründlich untersuchen und auch ein Blutbild machen zu lassen. Das hat unseren Verdacht bestätigt, dass sie auch an CNI leidet, ihre Nierenwerte nicht mehr die besten sind. Aber gut, sie ist alt, da gehört das quasi dazu. Die Anzahl und Art der Herzmedikamente wurde angepasst. Sie wird nur noch palliativ behandelt, Lebensqualität geht vor Lebenszeit. Sie darf fressen, was ihr schmeckt (Nierendiät schmeckt ihr nicht) und bekommt die Medikamente, die ihr gut tun.

bernadette

Man kann sich nun fragen, ob es nicht besser ist, eine alte und blinde und fast taube und herz- und nierenkranke Katze einzuschläfern. Hat sie denn noch Lebensqualität? Oh ja, die hat sie. Sie frisst gut, mag am liebsten Biopute frisch. Und sie freut sich einfach so, dass sie nun ein Zuhause hat. Beschäftigt man sich mit ihr, schnurrt sie ununterbrochen. Sie ist eine so dankbare und liebe Katze, da nimmt man das Geschrei einfach in Kauf. Und sie will leben, es geht ihr trotz Herz- und Nierenerkrankung gut. Ich weiß, das kann von einem zum anderen Tag vorbei sein, damit muss man in dem Alter rechnen. Aber umso mehr freut man sich noch über jeden Tag mit ihr. Ich wurde auch gefragt, ob es sich denn noch lohne, so eine alte Katze zu adoptieren. Aber ja, wir werden entlohnt. Mit Babettes Zuneigung. Und man weiß ja nie, wie viel Zeit bleibt. Es können viele Monate sein wie bei Felix, Lady, Barbarossa und Bea. Oder auch nur Tage, wie bei Zippy.