Nachruf für Lischen 2013 – 28.2.2016

Liebes Lischen, dass Du keine arg langes Leben haben würdest, haben uns die Ärzte schon mal prophezeit. Dass dieses Leben aber nun nur 3,5 Jahre gedauert hat, ist nicht fair.

lise12
Im September 2012 hat mich Sabine weinend angerufen, sie hätte ein schlimm aussehendes Kätzchen aufgegriffen, das sie nun zum einschläfern zum Tierarzt bringen würde. Ich komm mit, habe ich gesagt. Ich habe das Kätzchen gesehen, blind, humpelnd, dreckig. Aber es hat geschnurrt. Ich hab gesagt, wir fahren zum TA, aber eingeschläfert wird nicht. Und vorher schauen wir, ob da noch eines ist. Und tatsächlich, mitten auf der Straße saß noch eines, das warst Du, mein Lischen. Mit Parasiten übersät, teilweise ohne Fell, abgemagert. Ich hab Dich gepackt und mitgenommen.
Wir haben Euch beide gesund gepflegt und aufgezogen und es war uns eine Freude. Deine blinde Schwester Bine hat Dir alles nachgemacht und so hat sie gelernt, sich zurecht zu finden. Obwohl Bine nichts sieht, war sie immer die lebhaftere von Euch beiden. Du warst immer eine ruhige und liebe Katze, schon als Katzenkind.
Die Tierärztin meinte, Du hättest einen Herzfehler. Vor der Kastration haben wir Dich noch mal durchchecken lassen, aber es wurde nichts gefunden, ein Glück. Aber wir haben uns dennoch nicht getraut, Dich zu vermitteln. Zumal Deine Schwester Dich auch gebraucht hat.
Vor eineinhalb Jahren haben wir dann doch beschlossen, ein Zuhause für Dich zu suchen. Linus und Willi hatten Dich auf dem Kiecker und haben Dich geärgert, das war schlimm. Aber dann wurdest Du krank, eine Anämie und wir haben beschlossen, Du bleibst bei uns, zumal Dich eh keiner haben wollte. Der Doc meinte, wir sollten abwarten, was passiert. Du wurdest noch mal auf FeLV getestet, wieder negativ, also blieb alles so wie es war. Und Willi und Linus haben sich zusammengerissen und Dich in Ruhe gelassen.
Du standest immer bei mir unter Beobachtung, wir haben Dich immer extra gefüttert mit Knusperchen, die Du so mochtest und verschiedenen Mittelchen aus der Naturheilkunde. Und es ging Dir wieder richtig gut.
Vor gut einer Woche haben wir gemerkt, es stimmt wieder was nicht mit Dir. Du warst so blass um die Nase. Du warst munter und hast gefressen, aber es war was im Busch. Wir haben wieder Blut abgenommen. Wieder eine Anämie, diesmal aber schlimmer. Auch diesmal konnte keine Ursache gefunden werden, alle Testergebnisse waren negativ. Wir haben dann noch einen speziellen Bluttest machen lassen, da war dann FeLV positiv, aber das hat auch nicht wirklich zum Blutbild gepasst. Ob dieser zweite Test nun gestimmt hat oder nicht, wissen wir nicht und es ist auch egal, denn es gab nichts, was Dir hätte helfen können.
Du bist jeden Tag weniger geworden, hast Dich einfach aus dem Leben zurückgezogen. Du warst im Katzenzimmer, wir haben uns intensiv um Dich gekümmert. Wir sind sehr dankbar, dass wir Dich die letzten Tage begleiten durften. Du hast uns vertraut und die Fürsorge genossen, hast Dir brav Infusionen und Spritzen verpassen lassen und bist freiwillig auf die Magnetfeldmatte gegangen. Wir hatten nicht den Eindruck, dass Du leidest. Gestern hast Du Dich kurz aufgeregt, als ich Dir Medizin eingeben wollte. Du bist zusammengebrochen und hast keine Luft mehr bekommen. Diese Minuten waren ganz schrecklich. Für Dich, aber auch für uns. Ein Glück hast Du Dich wieder beruhigt und wieder normal geatmet. Aber es war für uns das eindeutige Zeichen, dass die Zeit für den Abschied gekommen war. Gestern abend kam die Tierarärztin und Du bist ganz friedlich ohne Aufregung in meinen Armen eingeschlafen.
Lischen, machs gut. Grüß mir Happy, Mimi und all die anderen, die in letzter Zeit gestorben sind. Ich weiß, ich darf nicht sagen, ich ertrage das Sterben nicht mehr, denn es gehört dazu, gerade wenn man kranke und behinderte Katzen hat. Aber im Moment kann ich es nur schwer akzeptieren. Ich muss mir ein Beispiel an Dir nehmen, mein Kätzchen. Du hast es so genommen wie es kam, in einer bewundernswerten Sanftmut. Leb wohl mein Engelchen, denn das warst Du schon zu Lebzeiten, ein kleiner Engel.